Tour
2001
Parchim - Lenschow - Dobbertin - Mühl Rosin - Gliner See -
Hohen Sprenz - Rostock
Es sollte sein! Die vierte Böllerwagen-Tour sollte stattfinden!
Thomas kam trotz intensiver Examensvorbereitungen aus Freiburg angereist.
Der
Start- und Treffpunkt sollte diesmal Parchim sein, denn Nadine feierte
dort wie
jedes Jahr ihren Geburtstag. Und so sollte die Tour zünftig
begoss...ähhh...
begonnen werden. Am Abend des 23.5.01 versammelten sich also alle
Rostocker
und Exil-Rostocker im Garten von Familie Wendt. Der Abend und der
Alkohol
plätscherten so vor sich hin, und als es gegen 24 Uhr dann
ans Geschenke-
überreichen ging, mußten wir schon die ersten Verluste
im Gras zurücklassen.
Doch Steffi war nicht das letzte Opfer von Nadine's berüchtigter
Bowle an diesem
Abend. Auch Sebastian und Thomas, der gegen 1.30 Uhr eintraf und
dann meinte
innerhalb einer halben Stunde sich dieselbe Menge Alkohol runterschütten
zu müssen, wie die anderen am ganzen Abend, ja auch sie wurden ein
Opfer (s. Bild). So kam es denn, dass am nächsten Tag erstmal Regurgitation
und Regeneration im Vordergrund standen und an den Start der Tour zunächst
nicht zu denken war. Gegen Nachmittag sollte sich dann aber auch der letzte
erholt haben. Jörgen hatte unterdessen die Zeit sinnvoll genutzt und
mit tatkräftiger Unterstützung von Papa und Opa Wendt die schon
osteoporotisch durchsetzte Deichsel mit einem Fixateur externe der Extraklasse
versehen. Nachdem wir durch Mutti Wendts Gulasch gestärkt waren machten
wir uns dann zur Freude allerans
Aufbrechen. Das Bild links zeigt uns dabei. (Hierbei eine kleine
Preisfrage: Was ist auf dem Bild falsch? Kleine Hilfe: Es ist der Aufbruch
zu einer Herrentags-Tour!) Der erste Stopp fand dann schon
ca. 500 m weiter an der Tankstelle statt, wo erstmal Getränke für
den Nachdurst gekauft werden mußten. Weiter ging es Richtung Mestlin.
Das Tagesziel hatte Jörgen sich ausgedacht, er vermutete in der Nähe
die Warnow- Quelle. So radelten wir bis Lenschow und fragten dort die Einheimischen
nach dem Weg. Der Dialog gestaltete sich erstaunlich einfach. Auf unsere
Frage bekamen wir eine mehr oder weniger präzise Wegbeschreibung und
wir wären ihr auch frohgemuts gefolgt, wenn sie nicht mit dem Nebensatz
geendet hätte, "...da soll sie sein!" Also auch
er wußte nichts Genaues. Auch der Weg, der uns an die Warnow bringen
sollte, zeigte weder ein Ende noch das Flüßchen. Dafür
führte er uns an einem kleinen, aber dafür umso lauschigeren
See vorbei, den wir spontan als Zeltstandort wählten. Jörgen
schmiss den Grill an und Peter stellte das Bier auf den Tisch. Doch irgendwie
steckte uns der vorherige Abend noch in den Knochen. Die Bratwürste
gingen schon wieder ganz gut, Bier auch, doch der Korn mußte sich
noch gedulden. Auch heute abend hatten wir ein Geburtstagskind. Unser Gast
auf der diesjährigen Tour war Carsten und der feierte jetzt mit uns
seinen 24. Geburtstag. Er bekam dann zünftig und ganz uneigennützig
eine Flasche Korn geschenkt. (Zu seinem Glück, wie sich später
herausstellen sollte!) Ein weiteres Highlight des Abends war das Feuerfloß.
Jörgen und
Thomas hatten aus Gras, Schilf und Holz ein kleines Floß gebaut,
welches jetzt mit Feuer bestückt und auf See geschickt wurde. Unter
dem Lichte des Feuerfloßes füllten wir Harrys Met-Horn mit dem
Getränk das sich darauf reimt und mit einem finsteren Gesichtsausdruck
und einem kräftig- teutonischem "Wallhall!" beglückte das Destillat
unsere Rachen.
Am nächsten Morgen weckte uns die mecklenburgische Sonne, die
auf unseren Zelten stand. Die Landschaft um uns herum hatte nichts von
ihrer Idylle verloren: Ein
dunkelblauer See, eingebettet in eine grüne Wiese und ein gelbes Rapsfeld.
Darüber stand der hellblaue Himmel und das i-Tüpfelchen waren
die beiden weißen Schwäne auf dem Wasser! Zum Frühstück
gab es Kaffee und Bratwurst und so nach und nach packten wir Sachen und
Zelte ein und machten uns auf zum ersten großen Abschnitt der Tour.
Wir fuhren zunächst zurück nach Lenschow, dort links bis Mestlin.
In Mestlin dann rechts auf die große Fernverkehrsstraße und
500 Meter weiter schon wieder links. Über Kadow und Below radelten
wir durch eine wunderschöne Landschaft bis zum Dobbertiner See. Dort
suchten wir uns eine Badestelle. Etwa 100 Meter vor dem Ufer lag eine kleine
Plattform im Wasser verankert und mit der allerletzten Bierflasche im Gepäck
schwammen wir zu ihr. Das Bier wurde brüderlich geteilt. Die Plattform
gefiel uns, Pläne, diese zu kappen und als das ersehnte Böllerfloß
zu benutzen mußten jedoch wieder begraben werden. Weiter ging es
nach Dobbertin. In
dem Dörfchen fiel Thomas zunächst erstmal ein Friseur auf, denn
er kam mit ziemlicher Mecke aus Freiburg, was seinen Angaben zufolge an
den Breisgauer Harrschneidetarifen lag. Doch zunächst fuhren wir zum
Kloster und setzten uns dort in ein nettes Café zum Mittagessen.
Die dortigen Preise waren derartig niedrig, dass wir uns fragten, ob hier
noch mit Ostgeld bezahlt werden muß. So gönnte sich jeder ein
üppiges Mahl. Während die restlichen Vier sich noch einen Eisbecher
genehmigten, lies sich Thomas für immerhin 8 Mark (West!) die Haare
schneiden und sah endlich wieder wie ein neuzeitlicher Mensch aus. Nach
dieser ausgiebigen Mittagspause ging es weiter nach Norden. Vorbei
an Lohmen und Altenhagen, dem Veranstaltungsort von Roberts jährlichem
Altenhagen-Festival, fuhren wir nach Mühl Rosin, wo Thomas wohnte,
bevor er sich dem auschweifenden Studentenleben hingab. In der Villa Fritz
zum Teufelsbach (mit selbigem machte Jörgen im Winter bei 4 Grad Außen-
und -2 Grad Wassertemperatur Bekanntschaft) ließen wir uns die Sonne
auf den Bauch schein und kühlten uns anschließend im hauseigenen
Pool ab. Die
Zeit schritt voran und wir mußten uns weiter aufmachen. In Güstrow
kauften wir in einer Kaufhalle Nachschub ein, wobei uns erst die Bratwurstpreise
und dann die Steakpreise entsetzten. Die Leine, die Jörgen zur Vertäuung
von weiteren Feuerflößen kaufte, liegt heute noch ungenutzt
rum! Doch das eigentlich Schreckliche sollte erst draußen passieren: Beim
Verstauen der Nahrungsmittel in den Fahrradtaschen erfaßte Carsten
ein fokaler Automatismus der tieferen Hirnregionen und einem "march
of convulsion" pflanzte sich die Erregung bis in die vertexnahen Anteile
der motorischen Hirnrinde fort und setzte seinen Verstand in einen Zustand
geistiger Umnachtung und seine Armmuskulatur in Bewegung und bevor noch
irgendjemand von uns eingreifen konnte war die Kornflasche zerborsten und
der gute Schnaps ausgelaufen. Regungslos, ungläubig, am Boden zerstört
und unfähig, unseren Gefühlen Ausdruck zu geben, blickten wir
auf den klaren Lebenssaft, auf die Flüssigkeit die uns den Abend retten
sollte und nun hier in den Ritzen des Parkplatzes versickerte. Jörgen
war der erste, der wieder Fassung gewann. Rührend war seine Bemühung,
wenigstens etwas Korn durch Auflecken von den Steinen zu retten. Doch schon
bald war auch er von der Sinnlosigkeit seines Tuns überzeugt. Carsten
selbst war es dann, der, im Angesicht des Wortes 'Lynchjustiz' in unseren
Augen, die Situation rettete und großzügig seinen Geburtstagskorn
als Ersatz anbot. Derartig besänftigt machten wir uns auf den Weg
zum Stadtrand und mit einer Träne im Auge fuhr jeder los. Das
heutige Ziel war der Gliner See, unweit von Thomas' alter Wohnung und Gegenstand
der Erinnerungen an seine Kindheit. Wir fanden dort ein lauschiges Plätzchen
und schlugen die Zelte auf. Heute standen ganz exklusive Sachen auf der
Speisekarte: Bier, Bratwurst und Korn! Während wir uns am Grill labten,
löste Jörgen das Problem mit der Dorfjugend, die auf ihren S51
lautstark den See umkreisten. Am späteren Abend wurde dann noch ein
Angler vorstellig, der uns ungefragt über sein Leben
und seine (frühere) Arbeit Auskunft gab und es dabei bemerkenswerterweise
in Perfektion verstand, unsere (zugegebenermaßen leicht ironisch
angehauchten) Fragen zu ignorieren. Das Wetter war uns hold und so weckte
uns auch am nächsten Morgen die sengende Hitze in unseren Zelten.
Nach einem morgendlichen Bad im See gab es Kaffee, den Carsten uns zubereitete.
(Man beachte die geniale Konstruktion des Topfhalters, der auf 3 Flaschen
gestellt wurde, damit er über den Brenner paßte!) Auch fanden
sich noch ein paar Bratwürste, die unsere hungrigen Mägen stopften.
Doch auch das schönste Frühstück muß einmal enden,
denn heute standen noch einmal ca. 50 km auf dem Plan, die absolviert werden
mußten. Erneut fuhren wir quer durch Güstrow, diesmal Richtung
Norden. Über Karow und Siemitz (ein Ort für Nostalgiker, es gibt
dort wirklich noch Straßen von vor dem Krieg!) kamen wir nach Hohen
Sprenz, ein Name, der für Dorfdisko, Prolls und Bullerei stand. Im
der berüchtigten Disko angegliederten Dorfkrug speisten wir zu Mittag,
und zum Verdauungsschläfchen fuhren wir an den See. Peter,
Carsten und Harry trieb es ins Wasser bzw. auf den Steg und das hatte seinen
Grund in der Dorfkäthe, die mit zwei Kerlen (wahrscheinlich ihr Bruder
und der Freund vom Bruder, der auf die Käthe stand!) auch auf dem
Steg rumtollte. Nachdem sich die beiden Gruppen eine Zeit lang gegenüber
saßen (siehe Foto), sprang die Käthe ins Wasser, doch sich argwöhnisch
beeugend, traute sich jedoch keine der beiden Männerparteien hinterher,
obwohl sich die Tussi mehrmals auffordernd auf ihrer Luftmatraze wälzte,
mal Richtung der Kerle, mal in Richtung der Böller-Jungs. Die Chance
ungenutzt verstreichen lassend machten wir uns auf zur letzten Etappe. Über
Schwaan, Beenitz und Pölchow ging es zurück Richtung Rostock.
Unterwegs fuhren wir zum Teil über unwegsame Feldwege und so kam es,
dass eine Dose Wernesgrüner aus dem Böllerwagen fiel und zwar
so ungeschickt auf einen spitzen Stein, dass
das Bier sofort in einer hohen Fontäne herausspritze. Das nebenstehende
Bild zeigt Feuerwehrmann Peter beim verzweifelten Versuch, zu retten, was
noch zu retten ist. Kurz vor Rostock gab es dann die letzte Pause auf einem
alten Erntewagen. Schließlich
fuhren wir abgekämpft über Biestow in Rostock ein. Das war also
die 4. Böllerwagentour. Doch Halt! Ganz zu Ende war sie noch nicht.
Denn abends wurde sie ausgeblendet wie sie begonnen hatte, nämlich
mit einem zünftigen Besuch im Studentenkeller zu Rostock.
Auf Wiedersehen bei der 5. Böllerwagentour
2002!
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