Tour
2002
Rostock - Torfbrücke - Graal Müritz
- Wustrow - Ahrenshoop - Prerow - Zingst - Barth
Sebastian hatte ja eh
Zeit, der erholte sich noch vom Examensstreß, doch die anderen waren alle
noch in der PJ-Leibeigenschaft und somit in ihrer Freizeitgestaltung
abhängig vom Lehnsherren. Doch letztlich zeigten sich diese günstig und
einsichtig und so stand der Fünften Böllerwagen-Tour und
damit ersten
Jubiläumstour nichts mehr im Wege. Thomas fand den Weg aus Freiburg an die
Küste und ließ das schlechte Breisgauer Wetter zum Glück zu Hause. Auch
diesmal durfte ein Gast nicht fehlen und unter den zahlreichen Bewerbern
hatte sich Uwe (AiP Gringel) aufgrund der originellsten Bewerbung
durchsetzen können. Pläne wurden geschmiedet, die Fahrradketten geölt, der
Bierkasten in den Böllerwagen gepackt und - es war ja die Fünfte -
Tour-Trikots besorgt. Derartig
vorbereitet
trafen wir uns am Donnerstag abend vor Jörgens Haustür in der
Kopernikusstraße ein. Das Abfahrtfoto wurde diesmal vor bedeutender
Kulisse geknipst. Dann ging es los, der Startschuß fiel, die Pedalen
wurden getreten und zum fünften Mal setzte sich der Böllerwagen in
Bewegung. Doch hatte sich unsere Hoffnung, die 4-Punkt-Orthese nach WENDT
würde auch dieses Jahr nocheinmal halten, als trügerisch
erwiesen
und schon nach wenigen hundert Metern Fahrt ereilte uns im Rostocker
Stadthafen das Schicksal in Form einer gebrochenen Böllerwagen-Deichsel.
Aussichtslos war die Lage, doch aus Enttäuschung wurde Tatendrang und
unter den chirurgischen Wunderhänden der PJler Marschner, Fritz und Drews
wuchs mittels Pflaster, Wäscheleine und Band dieses Meisterwerk der
traumatischen Wundversorgung. Der nächste Stopp war wiederum nur wenige
hundert Meter weiter, diesmal jedoch geplant, denn an der Tanke musste ja
die obligatorische Praline-Zeitschrift gekauft werden. Doch offensichtlich
war der Inhalt dieses
Meisterwerks des Journalismus inzwischen zu anspruchsvoll für die
Tankstellen-Auslage geworden und so mussten wir uns zunächst mit den
St. Pauli-Nachrichten begnügen. Weiter ging es Richtung Osten und
schon bald konnte die Stadtgrenze überquert werden und im Lichte der
untergehenden Sonne fuhren wir durch Weizenfelder und einem Meer aus Mohn-
und Kornblumen Richtung Stuthof. Vorbei an Harrys Garten ging es quer
durch die Rostocker Heide und die bereits untergehende Sonne, vor allem
aber die massiv aus ihren Verstecken angreifenden Mückenschwärme ließen
unsere Beine schneller trampeln. Doch bevor der rettende Strand erreicht
wurde, versperrte uns ein umgefallener Baum den Weg, doch mit
![](02baumimweg.jpg) gemeinsamer
Anstrengung fast aller Beteiligten (ich musste doch das Ereignis für die
Nachwelt festhalten!) wurde der Böllerwagen drüber hinweggetragen.
Schließlich erreichten wir den Zeltplatz in Torfbrücke und etwas abseits
des Urlauberstrandes schlugen wir unsere Zelte auf. Dabei stellte sich
heraus, dass das Aufstellen des auch als "Passat-Garage" bezeichnete Zelt
von Harry, größere Probleme machte, als zunächst angenommen. Die Fotoserie
zeigt die verschiedenen Stadien des Zeltaufbaus. Bezeichnend das auf dem
ersten Foto Peters Zelt bereits steht!
![](02zelt1.jpg) ![](02zelt2.jpg) ![](02zelt3.jpg) ![](02zelt4.jpg) ![](02zelt5.jpg)
Um
uns für die ersten Kilometer zu belohnen baute Uwe mit Hilfe von Sand,
Baumstämmen und einem Grillrost einen Grill, auf selbigem wir dann lecker
Bratwürste und Steaks zubereiteten und natürlich auch das ein oder andere
Bier zischten. Der Abend plätscherte so vor sich hin und in tiefster Nacht
waren zwei Flaschen Korn alle (man braucht ja was zum runterspülen) und
alle müde.
Am
nächsten Morgen weckte uns die Sonne, die in unangenehmer Intensität auf
unseren Zelten stand. Erneut wurde der Grill befeuert, diesmal zum Kaffee
kochen und es gab Toast mit Käse und Marmelade. Nach Einpacken und
Verstauen der Sachen fuhren wir los, kamen jedoch erneut nicht besonders
weit, denn schon in Graal-Müritz winkte eine Kreidetafel vor einer Kneipe,
die uns das WM-Spiel Argentinien-England versprach und diesem Ruf konnten
wir nicht widerstehen. Nun, England gewann und keiner hatte richtig
getippt. Die Fahrt setzte sich fort in
Richtung
Nordosten und entlang des Fahrradweges kamen wir durch Dierhagen und waren
auch schon auf dem Fischland. Versuche unterwegs, etwas zu essen,
scheiterten an der der Böllerwagen-Tour nicht gerechten Küche, denn wir
fanden auf einem urmecklenburgischen Zeltplatz plötzlich nur eine
Imbißbude, an der es Pizza gab (Wer rechnet denn damit?). Uwe erinnerte
sich aber an einen leckeren Imbiß in Wustrow und so war das unser nächstes
Ziel. Er hatte nicht zuviel versprochen, es war eine nette kleine Bude am
Hafen von Wustrow, an der es Kartoffelsalat und Bockwurst gab, was will
man mehr. Dabei kam es zu einer Begegnung der mecklenburgischen Art. Ein
alter Herr näherte sich der Bude, in der Hand hielt er abgezählte 2 Euro
50. Als die Verkäuferin ihn sah, meinte sie nur fragend: "Beides?", worauf
der alte Herr zustimmend knurrte. Da ließ die Verkäuferin plötzlich unsere
Bockwürste fallen und machte ihm in![](02reifenkaputt.jpg)
Windeseile ein Herrengedeck (Bier und Korn) fertig. Beim Speisen fiel dann
plötzlich jemandem der platte rechte Reifen des Böllerwagens auf und so
mußten wir notgedrungen nach dem Essen noch des Reifen flicken, wobei das
Loch dann durch Eintauchen des Reifens in das Hafenbecken gesucht wurde.
Präpariert und satt ging es auf die letzte Etappe der Tour. Durch
Ahrenshoop und dann entlang des Deich-Radweges kamen wir am Nationalpark
Vorpommersche Boddenlandschaft vorbei und unweit der Rehberge, die mit
immerhin 7 Metern über NN zweithöchste Erhebung auf dem Darß sind,
campierten wir erneut und schlugen unser Lager auf. Harrys geräumiges Zelt
konnte schon schneller errichtet werden.
![](02alleamstrand2.jpg) Wiederum
bauten wir einen Grill und bei Bier, Korn und (immernoch) Spargelschnaps
schmeckten die Steaks gleich doppelt gut. Der Abend wurde sehr ausgelassen
und lustig, doch selbst unsere Versuche mit einem riesigen brennenden
Marterpfahl und russischen Liedern endlich die Käthen-Fähre
herbeizulocken, scheiterten. So versuchten wir uns selbst bei Laune zu
halten, das gelang uns gut, leider landeten im Laufe der Ausgelassenheit
und des sinnlosen Besäufnisses wichtige Dinge im Feuer, die uns dann am
nächsten Tag fehlten. Schließlich versuchte jeder, einigermaßen heil sein
Zelt zu erreichen.
Am
nächsten Morgen erwartete uns herrlichster Sonnenschein und wir ließen das
Frühstück in der Sonne etwas ausführlicher werden. Nichtsdestotrotz
wollten wir aber auch weiter und so schwangen wir uns auf die Räder und es
ging los quer
durch den Darßer Busch, am Großen Stern vorbei, durch Sand- und
Buckelpisten bis nach Prerow. Dort angekommen suchten wir uns ein kleines
Lokal zum Mittagessen
("Hier wird alles hausgemacht, wie früher, mit Pommes braucht ihr mir gar
nicht erst kommen...!").
Dann ließen Uwe und Sebastian sich von der hübschen Angestellten im
Touri-Zentrum einen Fahrplan geben. Dort war ersichtlich, dass unser Zug
aus Barth nach Rostock um 19:00 Uhr fuhr uns so mußten wir uns beeilen, um
die letzten 25 Kilometer noch zu schaffen. Doch zunächst hinderte uns
Peters plattes Hinterrad am Weiterkommen, doch auch
![](02alle3.jpg) das
konnte schnell behoben werden und los ging es. "Der Böllerwagen muß
rollen!" und so wechselten wir uns im 10-Minuten-Takt ab und wie ein Blitz
sauste das Böllerwagen-Team über die Deiche des Darß. Von Prerow nach
Zingst, dort rechts ab über den Darßer Ostdamm und nach
eineinhalbstündiger Raserei landeten wir in Barth. Wir hatten sogar noch
etwas Zeit und konnten so noch eine Erfrischung auf dem Welt-Bahnhof von
Barth nehmen. Die Bahn kam zwar pünktlich, doch die Preise ließen uns auch
dieses Male wieder staunen, für die 60 Kilometer nach Rostock haben wir
fast 80 Mark bezahlt, Bravo, Deutsche Bahn, weiter so!!! Weil wir aber das
"billige" Wochenendticket hatten durften wir in Velgast nicht in den
IC-Anschlußzug steigen, sondern mußten noch 35 Minuten auf die nächste
Bummelbahn warten. Nichtsdestotrotz erreichten wir spät abends Rostock und
nach einem Abschlußfoto vor dem Hauptgebäude der Uni, ließen wir, wie
jedes Jahr, die Tour zünftig im Studentenkeller zu Rostock ausklingen. |